Über 100 Teilnehmer aus Behörden, Kommunen und Verbänden, Hochschulen und Ingenieurbüros beschäftigten sich am 27. Februar 2019 mit den Themen Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser. Das XIII. Norddeutsches Symposium war eine gemeinsame Veranstaltung vom DWA-Landesverband Nord, dem AZV Südholstein, dem Gemeindetag Schleswig-Holstein und der Entsorgungsbetriebe Lübeck unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein. Eine Zusammenfassung der Vorträge:
Der menschgemachte Klimawandel und internationaler Klimaschutz: Wo stehen wir aktuell?
Einleitend sorgte Herr Dr. Bayr vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel mit seinem Vortrag für einen umfassenden Überblick zum Vortragstitel. Deutlich stellte er dar, dass die CO2 Reduktion vorangetrieben werden muss, um die weitere Erderwärmung einigermaßen in Grenzen zu halten. Der steigende Meeresspiegel sei keine Fiktion, sondern eine sehr träge, langfristige Entwicklung, die nur schwer gebremst werden könne. Der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen führe zu einer erheblichen Steigerung der Prognosen zur globalen Erwärmung.
Strategien zum Umgang mit Niederschlagswasser in Schleswig-Holstein
Dr. Johannes Oelerich, Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein, gab in seinem Vortrag zunächst einen Überblick über die die rechtlichen und fachlichen Bedingungen. Anschließend stellte er Ansätze für Schleswig-Holstein zu den Punkten „Niederungen“, „Starkregen“ und „Bebauungsgebiete“ vor. In den Niederungsgebieten sei mit einer Verschärfung der Entwässerungssituation zu rechnen. Herr Dr. Oelerich stellte ein Konzept für die Zukunft der Wasserbewirtschaftung in der Sorge-Niederung (inhaltlich geht es hier um die Aufstellung eines hydraulischen Modells und der Ermittlung der Bodennutzungen und Bodensetzungen im Einzugsgebiet, ergänzt um eine Agrarstrukturanalyse durch die Landwirtschaftskammer) vor. Aus diesem Konzept sollen Erkenntnisse - wie aus einem Baukasten – in anderen Niederungen zur Anwendung kommen. Anschließend stellte der Referent die sich derzeit in Bearbeitung befindlichen Empfehlungen „Starkregen“ für Schleswig-Holstein dar. Ergänzt wurde sein Vortrag durch die Darstellung zum Umgang mit Regenwasser in Neubaugebieten.
Wie agieren Feuerwehr und THW im Einzelfall?
Björn Albrecht vom THW schilderte sehr praktisch und konkret die Einsatzbedingungen und möglichen Hilfestellungen durch das THW. Für den Einsatz bei Flusshochwasser und Sturmfluten lägen klare Vorwarnstufen vor, so dass ein geregeltes Abarbeiten der Hilfseinsätze möglich ist. Wesentlich schwieriger gestalte sich der Einsatz bei Starkregen und Sturzfluten. Hier ist die Reaktionszeit wesentlich kürzer. Sorgen bereitet dem THW insgesamt die schrumpfende Zahl an ehrenamtlichen Helfern, so dass die Frage im Raum steht, wie zukünftig die Einsatzbereitschaft des THW gesichert werden kann.
Elementarschadensversicherung - Ein Ausweg für den Immobilienbesitzer?
„Versicherer können rechnen“ – dies war eine klare Aussage die Herr Andreas Hahn vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. an mehreren Stellen in seinen Vortrag eingefügt hatte. Versicherungen würden keine Gebäudeversicherungen an Standorten abschließen, die zu hohe Risiken aufwiesen. Diese Risiken seien aber durch bauliche und technische Maßnahmen reduzierbar, wodurch zunächst nicht versicherbare Gebäude einen Versicherungsschutz erlangen können. Erhöhtes Risiko bedeute aber auch höhere Prämien.
Trotz im Mittel vergleichsweise niedriger Kosten für eine Gebäudeversicherung sei in Norddeutschland, anders als in den südlichen Bundesländern, ein großer Anteil der Gebäude nicht abgesichert. Gegen die Auswirkungen von Starkregen kann nach Meinung von Herrn Hahn jedes Gebäude unabhängig von der Region und Lage versichert werden, da die Risiken im gesamten Bundesgebiet etwa gleichgroß seien.
Hochwasserpartnerschaften – Ein gutes Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit
Frau Beatrice Kausch vom Wasserverband Peine schilderte sehr engagiert ihre Arbeit in den Hochwasserpartnerschaften. Aus ihren Erfahrungen im Bereich des Harzvorlandes berichtet sie - nach anfänglicher Zurückhaltung – von einer hervorragende Zusammenarbeit aller Beteiligten.
In den Hochwasserpartnerschaften sind die verschiedenen Interessenvertreter gebündelt: neben den Kommunen und Landkreisen sitzen die Naturschutzverbände und auch die Vertreter der Landwirtschaft gemeinsam an einem Tisch und erarbeiten ganzheitliche Lösungen, die den Interessen der Ober- und Unterlieger gerecht werden. Konkret gehe es um Flächenerwerb und den Bau von Rückhalteanlagen; die Investitionskosten würden, je nach dem Nutzen der jeweils Beteiligten, untereinander aufgeteilt.
Zusammenarbeit von Stadtplanung und Stadtentwässerung – ein guter Weg zum Umgang mit Niederschlagswasser
Ein großes Potential für die Entwicklung und Optimierung von praktikablen Lösungen beim Umgang mit Niederschlagswasser biete nach Meinung von Herrn Prof. Grottker (Fachhochschule Lübeck) die Zusammenarbeit von Stadtplanung und Stadtentwässerungen. So könnten durch die Betrachtung einzelner Quartiere und die Ermittlung der spezifischen Wohnbevölkerung optimale Ansätze zur schadlosen Ableitung oder Versickerung von Regenwasser gefunden werden. Durch verschiedene Simulationsansätze könnten „Wetspots“ erkannt werden – in diesen Bereichen wird eine Bebauung zu einer weiteren Verschärfung der Problematik beitragen.
Von Flächennutzungsplan und B-Planung hin zur Nutzung von Grünflächen als Retentionsflächen am Beispiel der Stadt Wedel
Herr Christopher Seydewitz von der Stadtentwässerung Wedel erläutert, wie unter der Einbeziehung der Stadtentwässerung bereits im B-Planverfahren im Statdgebiet von Wedel mehrere Baugebiete mit sehr gutem Erfolg erschlossen werden konnten. Auch der Naherholungseffekt sei dabei nicht zu kurz gekommen.
Erfahrungen im Umgang mit Hochwasser – 3 Kurzberichte aus der Praxis von betroffenen Kommunen
In drei Kurzvorträgen aus den Bereichen Rendsburg, Oststeinbek und Ahrensbök stellten die Referenten Stefan Buche, Jürgen Hettwer und Heino Zehe den Umgang mit aktuellen Starkregenereignissen dargestellt. Dabei wurden den Zuhörern vermittelt, wie es praktisch ohne Vorwarnung in den verschiedenen Gebieten zu erheblichen Überschwemmungen kommen konnte. Diese haben teilweise zu schweren Schäden geführt. Ansätze zur Schadensbehebung und zum Schutz vor zukünftigen Ereignissen wurden dargestellt.
Wie in jedem Jahr fand auch am Ende des XIII. Symposiums eine kleine Verlosung statt. Unter Moderation von Christine Mesek wurden durch den Vertreter des THW, Herrn Albrecht, die drei Gewinner einer Wetterstation - passend zum Tagungsthema - ausgelost.
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